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Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule

 

Die Heinrich-Böll-Gesamtschule gehört zum Stadtteil Grumme. Sie ist aus dem ehemaligen Gymnasium ‚Freiherr-vom-Stein-Schule‘ hervorgegangen.

Freiherr-vom-Stein Schule

Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule
Freiherr-vom-Stein-Schule Arndtstr. Foto wikipedia

Die Freiherr-vom-Stein-Schule geht auf die 1865 gegründete ‚Höhere Töchterschule‘ zurück.

Diese befand sich ab 1870 an der Humboldtstraße, ab 1900 an der Arndtstraße. Später wurde sie nach dem preußischen Reformer Heinrich Friedrich Karl vom Stein (1757–1831) in Freiherr-vom-Stein-Schule umbenannt.

 

Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule
Auszug aus dem Stadtplan von 1906 (Encke Plan)


Das Schul-Grundstück an der Agnesstraße war bis ins 19. Jahrhundert Teil der ‚Kleinen Vöde‘, später gehörte es dem Bauern Vierhaus.

 

Nachdem das Schulgebäude im Krieg zerstört worden war, wurde 1952 der Neubau des Gymnasiums an der Agnesstraße beschlossen. Architekt war Hans Knirsch vom Städtischen Planungsamt. Dieser erste Neubau einer „Oberschule“ nach dem Zweiten Weltkrieg war als neusprachliches Mädchengymnasium.konzipiert. 1956 konnten die ersten Gebäude bezogen werden. 1958 waren auch Aula, Turnhalle mit zusätzlichem Gymnastiksaal und Wohnhaus für Hausmeister, Heizer und Hallenwart fertiggestellt.

Bis in die 1970er Jahre hinein durften nur Mädchen das Gymnasium besuchen. Es war später bekannt für einen hohen Anteil an SchülerInnen aus Arbeiterfamilien. 

Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule
Foto Stadt Bochum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf diesem Foto von 1959 sieht man vorne die neu erbaute Freiherr-vom-Stein-Schule mit Turnhalle und Sportplatz. Dahinter verläuft die B1, die damals zur Autobahn ausgebaut wurde. Ganz rechts der Neubau der Fabrik Pongs & Zahn.
Parallel zur B1 die Vierhaussstraße, darüber die Grummer Straße, beide mit vielen Neubauten.

1990 wurde das Gymnasium geschlossen, die Heinrich-Böll-Gesamtschule übernahm das Gebäude.

Heinrich-Böll-Gesamtschule

Die Heinrich-Böll-Gesamtschule ist eine Ganztagsschule mit Unterricht von 8.00 bis 15.50 Uhr. Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule

Sie besteht aus insgesamt 4 Gebäuden: die Gebäude Agnesstraße und Gretchenstraße, das Oberstufengebäude Wielandstraße (früher Carl-Lührig-Realschule) und der neue 2017 vollendete Erweiterungsbau (inoffizieller Name „Spanisches Haus“).

Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule

 

Die ersten beiden Gebäude besitzen zum Teil Smartboards. Die anderen sind vollständig mit der Smartboard-Technologie ausgestattet.

 

Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule

Die Gesamtschule besitzt einen Musikzweig: Je zwei der sechs Klassen eines Jahrgangs erhalten während der Sekundarstufe I einen erweiterten Musikunterricht.

 

Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule
Fotos Hans H. Hanke. 
Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule

Der künstlerisch bedeutsame ‚Becker Leuchter‘ im Haupttreppenhaus wurde vom gleichnamigen Künstler entworfen, der auch Architekt der Trauerhalle in Grumme war.
1999 schrieb Dr. Hans H. Hanke über Beckers Bauhaus-Leuchter:
Geschaffen wurde die Lampe 1956/57 vom namhaften Bochumer Künstler Egon Becker (1910-1989), dessen Werk wesentlich von seiner Zeit am weltbekannten Bauhaus als Schüler von Josef Albers und Wassily Kandinsky beeinflusst worden war. Die freiplastische Arbeit brach 1957 mit allen Konventionen und ist als kinetischer Beleuchtungskörper wohl einmalig in Deutschland. Bunt, abwechslungsreich und strahlend sollte sie die Phantasie und den Alltag der Schülerinnen beleben, die in Bochums ehrgeizig gestaltetem ersten Nachkriegsgymnasium zur Schule gingen. Es galt als sehr gewagtes innenarchitektonisches Experiment, das riesige Mobile in die damaligen Freiherr-vom-Stein-Schule zu hängen. So gegenstandslose Formen waren in konservativen Kreisen als “Picasso-Kunst” verschrieen und damit als gefährlich unmoralisch eingestuft. Man befürchtete, die Seelen der jungen Mädchen hätten Schaden leiden können.

Als ehemaliger Schüler des Gymnasiums und als Vorsitzender der Kortum-Gesellschaft Bochum e.V., setzte er sich später für den Erhalt und die Restaurierung des Leuchters ein.

In dem riesigen Glasfenster der Schule hat Ignatius Geitel (1913 – 1985) 1958 die vier Elemente Erde, Feuer, Wasser, Luft in transparentes Sonnenlicht getaucht 

Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule
Fotos Hans H. Hanke
Freiherr-vom-Stein-Schule / Heinrich-Böll-Gesamtschule

Ignatius Geitel war stets an der internationalen Moderne orientiert Er kehrte nach zehn Jahren als Soldat und Kriegsgefangener in Russland zurück nach Bochum. 1949 mauerte er sich selbst ein Atelier in der Ruine der Freiherr-vom-Stein Schule an der Arndtstraße und setzt sein künstlerisches Schaffen energisch fort. 1949 wurde er Mitglied des „Bochumer Künstlerbundes“, 1952 gründete er mit Gleichgesinnten die legendäre Künstlervereinigung „Hellweg“

Die große Aula wurde später als Theaterbühne ausgebaut. Die großzügige Ausstattung mit rückwärtigen Künstlergarderoben, Schnürboden und begehbarem Beleuchtungsboden unter dem Dach sowie einem Projektorraum für Kinoprojektionen sowie dem feudalen Foyer mit großen beidseitigen Garderoben galt dem Konzept, in jedem Stadtteil Kulturräume zu schaffen.

Im Jahr 2000 wurden die Gebäudeteile Foyer, Aula und Nebentreppenhaus mitsamt den Kunstwerken in die Denkmalliste der Stadt Bochum eingetragen.

2024 und 2025 wurden auf dem Schulgelände Bomben aus dem 2. Weltkrieg gefunden und entschärft.

https://hbg-bo.de/

vielen Dank an Herrn Dr. Hanke für die Informationen und Materialien!