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Juden-Verfolgung in Grumme – Otto Weinberg

Otto Weinberg wurde am 19.8. 1885 in Rheda/Wiedenbrück geboren. Er absolvierte eine kaufmännische Ausbildung bei der Firma Aron Meyer in Bochum. 1911 wurde er Teilhaber in dieser Firma, die vor allem Kittel, Schürzen und Kleidung produzierte.

Unter der Leitung der jüdischen Firmeninhaber Karl Ernst Meyer und Otto Weinberg wurde der ‚Schürzenfabrik‘ genannte Betrieb, der Anfang der 30er Jahre ca. 2000 ArbeiterInnen und Angestellte beschäftigte, zum Branchenführer.
Der Hauptsitz befand sich in der Windmühlenstraße in der Bochumer Innenstadt, Filialen gab es in ganz Bochum und in Essen. Anfang der 1930er Jahre wurde in Bochum Grumme ein Zweigbetrieb errichtet an der Ecke Heckertstr./Eintrachtstr. (heute ‚An der Kaiseraue‘)

früherer Zweigbetrieb an der Heckertstraße

Werkstatt als Anbau, heute als Wohnung umgebaut

1933 begann die systematische Verfolgung der Juden, unter der auch die jüdischen Besitzer der Firma zu leiden hatten. Der Senior Bernhard Meyer wurde inhaftiert. Karl Ernst Meyer und Otto Weinberg fürchteten um ihr Leben und verkauften 1937 ihr Unternehmen unter Zwang zu einem Spottpreis an eine Firma in Viersen. Beide Familien konnten in die Schweiz bzw. in die USA fliehen. Otto Weinberg starb am 31. Januar 1953 in New York.

Noch heute steht Otto Weinbergs Villa an der Bergstraße 105 (Ecke Freiligrathstraße), direkt an der Grenze zu Grumme. Sie wurde Anfang der 1920er Jahre erbaut, steht seit 1995 auf der Denkmalliste der Stadt Bochum und ist inzwischen ziemlich heruntergekommen.
Auch das Gebäude der werkstattähnlichen Fabrik in Grumme steht noch und wird als Wohnhaus genutzt. Nach dem Krieg errichtete die Firma, die inzwischen Pongs & Zahn hieß, an der Vierhausstraße 112 (Ecke Bergstr.) eine neue Fabrik, die von 1960 an Damen-Oberbekleidung produzierte.

Literatur:
Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen Teil V. Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern von Westfalen. Köln 2005, S. 59-60   (Buch befindet sich im Stadtarchiv)

Wann wird auch vor der Villa von Otto Weinberg ein Stolperstein verlegt?